>> Der Klang des Stadtteils (BNNZeitung)

Die Südstadt-CD ist fertig und wird am 25.Februar in der Schauburg vorgestellt

Lela singt ein melancholisches, herzergreifendes Lied. Es handelt von schönen Augen, von unerfüllter Liebe. Konzentriert steht die junge Frau vorm Mikrofon, niemand außer ihr versteht den Text, denn sie singt georgisch, ihre Muttersprache. Aber der Mann am Mischpult, der Karlsruher Musiker und Produzent Andreas Lehnert, spürt die Intensität dieses Liedes. Zwei Stunden dauert es, bis die Aufnahme im Kasten ist, Lehnert hat sich ein sparsames Gitarrenarrangement überlegt, sein musikalischer Partner Andreas Köhler steuert das Cello bei, fertig. Lela Armauer sieht zum ersten Mal ein Tonstudio von innen. Andreas Köhler hatte die junge Frau freitags singen gehört, als die ihm ein Bier brachte.
Am darauffolgenden Sonntag stand sie im Studio. Die Studentin arbeitet im Wolf-Bräu am Werderplatz. Die Idee, eine CD mit Musikern und Sängern aus der Südstadt herauszubringen hatte Lehnert im Spätjahr 2004.

Tom Kohler, Inhaber einer Werbeagentur, hatte Lehnert inspiriert: sein Slogan „Viva la Südstadt“ schmückt seit vergangenem Herbst Autos, T-Shirts und Tassen. Sie beschlossen, gemeinsame Sache zu machen und auch musikalisch multikulturell Flagge zu zeigen.
„Seit gestern ist die CD im Presswerk“, sagt Lehnert erleichtert am Mittwochvormittag.
Die Mischung ist genauso bunt geworden wie Südstadt selbst: Sandie Wollasch singt Dean Martin, es gibt Gitarrenpop mit Johnny las Vegas, Rock von Perblind, türkischen Bauchtanzpop von Gözde, das Nitejazz Project... um nur vier von über 20 Künstlern und Gruppen - Amateure und Profis – zu nennen. Teilweise wurden fertige Aufnahmen übernommen, wie der von Mars, einem jungen Rapper. „Es ist wie eine Bruderschaft, reine Gefühlssache, das ist die Südstadt“ rappt der in seinem Song, produziert in „Mars-sein-Zimmer-Studio“. Zehn Beiträge hat Lehnert im Studio in der Durlacher Raumfabrik selbst produziert. Er fährt die Regler hoch, indianische Trommeln und Gesänge erfüllen den Raum.
Vier junge Männer und Frauen vor der „Gruppe für indianische Kunst und Kultur der Bürgergesellschaft Südstadt“ haben diesen „Old Man Song“ in kürzester Zeit auf die Festplatte gespielt. Über die Amateure freute sich Lehnert besonders. Sein türkischer Schuster empfahl ihm „mein Schwager: Der kann alles“. Und steuerte eine Art Bauchtanz-Pop bei. Aber auch ein aufgehender Stern am Opernhimmel, der Tenor Cenk Biyik, wohnhaft in der Marienstraße, nahm seinen Beitrag auf, im Wohnzimmer von Carl Robert Helg, Kapellmeister am Badischen Staatstheater. „Biyik stand einen Meter vom Mikrofon weg, der singt so laut, dass ich Helg fragte, ob der nette Nachbarn hat“, sagt Lehnert lachend. Das verbindende Element sind Texte und Gedichte zum Thema Gerechtigkeit, gelesen von Mona und Jannek Petri vom Badischen Staatstheater. Hier sehen die Macher auch die Verbindung ihres Projektes zur Kulturhauptstadtbewerbung. „Es hat mit Recht und Gerechtigkeit zu tun, es trifft den Nagel auf den Kopf und es kommt aus der Bevölkerung“, sagt Lehnert.

Ende Januar haben die Macher beim Kulturfrühstück Kulturreferent Michael Heck „überfallen“ und sind optimistisch, sein Interesse geweckt zu haben. Sandra Moll, die PR für die Südstadt-CD macht, wundert sich von wie vielen Leuten sie schon auf der Straße angesprochen wird. Denen kann die inzwischen sagen:
Am Freitag, 25.Februar, ab 20 Uhr wird die CD öffentlich in der Schauburg vorgestellt, mindesten vier Stunden spielen die „Südstadt-Musikanten“ live, danach wird gefeiert.